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Joseph Kesselring
ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN

Eine Komödie

Fotos link

Besetzung:
Regie:
Ausstattung:
Dramaturgie:
David Gerlach
Georg Burger
Jürgen Sachs
ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN

Abby Brewster - Michael Köckritz | Martha Brewster - Thomas Streibig | Teddy Brewster - Jürgen Helmut Keuchel | Mortimer Brewster - Torsten Stoll | Elaine Harper - Anne Margarete Greis | Jonathan Brewster - Stefan Gille | Dr. Einstein - Stefan Piskorz | O'Hara - Franziska Knetsch | Brophy - Daniel Sempf | Pastor Harper - Peter Meyer | Mr. Witherspoon - Markus Klauk | Lieutenant Rooney - Peter Meyer | Dr. Gilchrist - Uta Eisold | Richter Cullmann - Florian Federl | Gibbs - Bernd Kruse



Stück:

Der Theaterkritiker Mortimer Brewster macht kurz nach seiner Heirat eine grausige Entdeckung: Seine liebenswerten alten Tanten Abby und Martha sind in Wahrheit Mörderinnen – aus purer Nächstenliebe. Mit vergiftetem Wein haben sie zahllose ältere Herren endgültig von ihrer Einsamkeit erlöst und im Keller ihrer Villa vergraben lassen. Unterstützt werden sie dabei von Mortimers geistig verwirrtem Vetter Teddy, der sich einbildet, Präsident Roosevelt zu sein.

Während Mortimer verzweifelt versucht, die Tanten von ihrem nächsten Mord abzuhalten, platzt sein verschollen geglaubter wahnsinniger Halbbruder Jonathan herein, der von dem ebenfalls polizeilich gesuchten Quacksalber Dr. Einstein eine neue Identität erhalten will.

Als Jonathan erfährt, dass die beiden Tanten eine Leiche mehr auf dem Konto haben als er, will er gleichziehen und stellt Mortimer nach…



Die Kriminalgroteske „Arsen und Spitzenhäubchen“ des ansonsten eher unbekannten amerikanischen Autoren Joseph Kesselring (1902-1967) gehört seit Jahrzehnten zu den Evergreens auf amerikanischen und europäischen Bühnen. Ihr großer Erfolg besteht im Wesentlichen auf der konsequenten Umkehrung gewohnter Handlungsmuster: Das Absurde ist so selbstverständlich, dass die vermeintlich Normalen zu Fremdkörpern werden und die Sympathie des Publikums den Übeltätern gehört.

Nach der Uraufführung 1941 in New York lief die spritzige Komödie dreieinhalb Jahre am Broadway, in London kam das Stück auf mehr als 1.300 Vorstellungen. Ein Kassenschlager wurde die Verfilmung durch den Comedy-Spezialisten Frank Capra aus dem Jahr 1944 mit Cary Grant, Peter Lorre und dem „Frankenstein“-Darsteller Boris Karloff.


Pressestimmen:

Marburger Neue Zeitung

Zwei alte Tanten haben seltsame Hobbies

Hessisches Landestheater Marburg zeigt eine furiose Inszenierung von „Arsen und Spitzenhäubchen“

„Möchten sie ein Glas Holunderbeerwein?“ Mit einem Gläschen eben dieses Weines hat das Team des Hessischen Landestheaters Marburg die ankommenden Zuschauer zur Premiere von „Arsen und Spitzenhäubchen“ im Foyer des Theaters Am Schwanhof begrüßt – und wer das Theaterstück kennt, weiß um die Bedeutung des Getränks, das erst mit drei speziellen Zutaten seine ganz besondere Wirkung entfaltet.

Der Theaterkritiker Mortimer Brewster (Torsten Stoll) besucht frisch vermählt seine beiden Tanten Abby (Michael Köckritz) und Martha (Thomas Streibig) in Brooklyn, um sich für seine Hochzeitsreise zu den Niagarafällen vorzubereiten. Doch diese Pläne sind schnell vergessen, als Mortimer durch Zufall in die Fenstertruhe schaut. Denn dort liegt, frisch verstorben, Mister Hoskins, vor wenigen Stunden von Mortimers reizenden Tanten vergiftet – mit besagtem Holunderbeerwein (Abby: „Ich nehme auf zwei Liter Holunderbeerwein einen Teelöffel Arsen, einen halben Teelöffel Strychnin und eine klitzekleine Prise Zyankali“).

Mortimer solle aus einer Mücke keinen Elefanten machen, kommentieren die Tanten trocken: „Wir haben auch unsere Hobbies.“ Aber mit Mortimers Entdeckung gehen die Verwicklungen dieser Screwball-Komödie erst richtig los. Das Hessische Landestheater hat mit „Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring eine komödiantische Perle in ihren Spielplan aufgenommen. Das Inszenierungsteam um Regisseur David Gerlach und Dramaturg Jürgen Sachs hat sich eng an der berühmten Verfilmung von Frank Capra aus dem Jahr 1941 orientiert. Stoll schlüpft hervorragend in die überdrehte Rolle des in der Filmversion von Gary Grant gespielten Mortimer Brewster.

Überhaupt hätten die Figuren gar nicht besser besetzt werden können: Jürgen Helmut Keuchel als Trompete-blasender Neffe Teddy „Roosevelt“, Stefan Gille als sadistischer Bruder Jonathan, Stefan Piskorz als wahnsinniger Dr. Einstein, Franziska Knetsch als theaterbegeisterte Polizistin O’Hara, Markus Klauk als Inhaber der Klinik Seelenfrieden, Anne Margarete Greis als trotzige Braut Elaine und die anderen hervorragend gespielten Nebenrollen. Besonderer Clou sind die beiden Akteure Thomas Streibig und Michael Köckritz als süße Tantchen, die mit einer Selbstverständlichkeit morden, wie sie anderen Gästen Tee einschenken. Und schon nach wenigen Sekunden kann man sich als Zuschauer gar nicht vorstellen, dass diese Tanten anders sein könnten, als Streibig und Köckritz sie spielen.

Wunderbar sind auch Bühne und Ausstattung von Georg Burger. Fast der komplette Saal ist in eine Bühne verwandelt, um die herum kleine Tische für die Zuschauer gestellt sind. Selbst zwischen dem Publikum wird gespielt. Und wenn gerade eine andere Szene die Hauptaufmerksamkeit bekommt, schneiden Mortimer und Elaine auch schon mal vor dem Standesbeamten Grimassen, bis sie mit ihrem Dialog an der Reihe sind. Manches Mal weiß man als Zuschauer gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Aber egal, wo der Blick hinfällt, es lohnt sich immer. „Arsen und Spitzenhäubchen“ macht einfach Spaß, und die gut zwei Stunden Spieldauer vergehen wie im Flug. Auch und gerade, weil das Ensemble mit so viel Energie und Spielfreude agiert.

Umso verwundernder die Reaktion vieler Zuschauer der Premiere, die relativ ruhig das Stück verfolgen und zwar kräftig und lang anhaltend, aber nicht überschwänglich applaudieren. Am Schluss schließt sich der Kreis mit dem Song „What a wonderful world“. Ein wunderschöner Theaterabend. Oder mit den Worten von Tante Abby: „Urteilen Sie bitte nicht zu hart über Mortimer, bloß weil er Theaterkritiker ist. Irgendjemand muss das ja auch machen.“




Gießener Allgemeine Zeitung

»Arsen und Spitzenhäubchen« in Marburg

»Arsen und Spitzenhäubchen« feiert in Marburg Premiere. Weniger wäre mehr gewesen.

Kippchen zwischen den Lippchen: die Brewster-Sisters Abby (Michael Köckritz, l.) und Martha (Thomas Streibig) mit dem Charme der Marke Overstolz. (Theaterfoto) »Weißer Holunder, der blühte im Garten«, wusste einst Lolita zu singen, und so idyllisch könnte es auch im Marburger Schwanhof des Hessischen Landestheaters bleiben, wären da nicht die beiden Brewster-Sisters, die in Joseph Kesselrings schwarzer Komödie »Arsen und Spitzenhäubchen« ihrem Holunderbeerwein ein paar giftige Ingredienzen beimengen, sodass ein ganzes Dutzend betagter Männer durch sie aktive Sterbehilfe erfuhr.

Autor Kesselring wollte nun aber mehr, als auf boshafte Art und Weise, dabei ironisch und sarkastisch, über einen gnädigen(?), frühen Tod zu sinnieren, nein, da müssen andere Handlungsstränge hinein - hier der verquere Teddy als vermeintlicher Roosevelt auf der »Attacke!«-Treppe, dort der böse Jonathan auf Frankenstein-Spuren, was durch einen Film des Jahres 1944 mit Cary Grant, Boris Karloff und Peter Lorre den Stoff wahrlich nicht in Vergessenheit geraten ließ.

Regisseur David Gerlach will das auch alles, und so gerät ihm die chaotische, kuriose Vorlage letztlich lediglich konfus, denn es bewahrheitet sich schließlich nur, dass das Gegenteil von »gut« halt nur »gut gemeint« ist.

Die Marburger meinen es ja wirklich gut, gehen mit der Produktion in den Schwanhof Nr. 2, wo’s gemütlich ist bei ungiftigem Holunderwein, an Tischen vor einem praktikablen Bühnenbild von Georg Burger.

Auf die Frage, warum jetzt die beiden Schwestern Abby und Martha von Männern gespielt werden, gibt Gerlachs Inszenierung nur die halbe Antwort. Thomas Streibig (Martha) bleibt Thomas Streibig, reduziert die Darstellung aufs Verlassen darauf, dass eine skurrile Physiognomie es schon richten wird. Da ist dann Michael Köckritz’ Abby ein ganz anderes Kaliber (Vergleiche mit TV-Größen seien ausgespart, da deplatziert), hier offenbart sich in der dezenten Zurückhaltung große Spielkunst. Im personenreichen Ensemble müssen viele unangemessen aufdrehen wie etwa Torsten Stoll als Mortimer, der nicht zur Ruhe kommt. Freude bereiten Jürgen Helmut Keuchel als trompetender Teddy und Stefan Gille als gewaltiger Jonathan, bei dem einige rotnarbige Färbungen für die Angst schon genügen. Es wird berlinert und gesächselt, was der Verständlichkeit nicht ausschließlich dient. Beim Schlussapplaus sieht man zu 50 Prozent Rückansichten - so will es das Konzept zwei zurückliegende Stunden zuvor, das eben lediglich zur Hälfte ankam. Weniger ist manchmal mehr.

Hans-Peter Gumtz




Oberhessische Presse 12.04.2010

Das zuckersüße Lächeln der Mörderin

Zu einem großen Spaß inszenierte David Gerlach die Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ beim Hessischen Landestheater Marburg. Am Samstag war Premiere.

Marburg. Auch wenn Handlung und Dialoge dieses Klassikers des Schwarzen Humors von Joseph Kesselring schon ein Garant für einen Erfolg zu sein scheinen, ist eine Umsetzung doch nicht so leicht. Denn die Messlatte kennt wohl so ziemlich jeder: die großartige Verfilmung mit Cary Grant und Peter Lorre, die 1944 in die Kinos kam.

Abby und Martha Brewster vergiften aus reiner Nächstenliebe einsame, ältere Herren, die auf der Suche nach einem Zimmer bei den beiden alten Tantchen einkehren, mit einer Giftmischung im Holunderbeerwein. Neffe Teddy Brewster hält sich für Präsident Roosevelt und begräbt die „Gelbfieberopfer“ im Panamakanal, den er im Keller anlegt. Als Neffe Mortimer in Form eines mausetoten Mr. Hoskins in der Fenstertruhe auf einen mausetoten Zeugen dieses „Rituals“ stößt, wird der humanitären Aktion der beiden Damen allerdings ein Ende gesetzt.

David Gerlach und seine glänzend aufgelegten Schauspieler ergänzen den bekannten Stoff mit witzigen Details, kleinen, turbulenten Slapstickeinlagen und gut gewählter Musik zu einem wunderbar gelungenen Abend. Die nächsten Aufführungen von „Arsen und Spitzenhäubchen“ sind am 13., 14., 23. April um 20 Uhr, 25. April um 18 Uhr im Theater am Schwanhof.

von Christine Krauskopf




Gießener Anzeiger

Arsen und Spitzenhäubchen“: Im Marburger Theater sterben die Leichen nicht aus

Von Peter Merck

Vor der Vorstellung der schwarzen Kriminalkomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ wird den Besuchern ein Glas Holunderbeerwein kredenzt, der jedoch nicht die fatale Wirkung zeitigt, wie es die beiden besorgten Schwestern Abby (Michael Köckritz) und Martha (Thomas Streibig) für ihre Besucher vorbereitet haben. So kann das Publikum giftfrei die turbulente Geschichte in zwei Stunden genießen.

Die Zuschauer sitzen um eine Plattform herum, auf der altmodische Möbel unter einen gemütlichen Lampe stehen. Auch eine steile Treppe hat Ausstatter Georg Burger gebaut. Hier stürmt der persönlichkeitsgestörte Bruder Teddy (Jürgen Helmut Keuchel) mit Schmackes hinauf, da er sich für Teddy Roosevelt hält. Ein typisch englisches Schiebefenster gibt dem ständig betrunkenen Dr. Einstein (Stefan Piskorz) und dem Monsterbruder Jonathan (Maskenbildnerin Marie-Luise Fischer hat Stefan Gille bis zur Kenntlichkeit entstellt) die Möglichkeit ins ach zu traute Heim einzubrechen.

Jeder der Charaktere, vom allergisch reagierenden Pastor (Peter Meyer) bis zum erbärmlich stotternden Mr. Witherspoon (Markus Klauk) hat einen Sprung in der Schüssel, für das Publikum, das die Vorlage Joseph Kesselring kennt und liebt, ein riesiges Vergnügen. Es wird durch ein sehr aktives und dynamisches Ensemble unterhalten, manchmal wird sogar inmitten des Publikums gespielt, das dadurch mit einbezogen wird.

Satchmo und Musicalsound unterfüttern die Szene, in der die beiden „Schwestern“ (Köckritz und Streibig) keineswegs tuntig agieren, sondern gestandene Weibsbilder verkörpern, die zur Zigarette greifen oder mit Gasmaske sich für die Leichenentsorgung ausstatten. Total überkandidelt ist Mortimer (Torsten Stoll), der wie ein Irrwisch über Tische und Stühle hechtet, mit einer nimmermüden Körpersprache, dass der Zuschauer um seine und die eigene Gesundheit bangen muss.

Manchmal lässt Regisseur David Gerlach seine Mitspieler zu sehr an der langen Leine laufen, doch der szenische Motor kommt nie ins Stottern, auch wenn er heiß zu laufen scheint. Burlesk und überdreht mit Berliner Schnauze und sächselnder Zunge heizen Franziska Knetsch und Daniel Sempf die Spieltemperatur an. Das Publikum genießt und klatscht.




Marburg News

Mörderisches Mitgefühl

"Arsen und Spitzenhäubchen" feierte Premiere im TaSch 2

11.04.2010 - fjh

Die Todesgefahr ahnen sie nicht. Der Holunderbeerwein ist süffig und süß. Ein Gläschen davon kann wohl nicht schaden. Doch mit einem Schluck aus dem Glas besiegeln zwölf Männer ihr eigenes Todesurteil. Denn die beiden netten alten Damen, die ihnen diesen Wein kredenzen, haben ihn mit Arsen "versüßt". So "helfen" sie einsamen älteren Herren, aus ihrem tristen Dasein zu entkommen. Die Geschichte der beiden wohlmeinend mörderischen alten Tanten hat David Gerlach für das Hessische Landestheater (HLTh) unterhaltsam umgesetzt. Seine Inszenierung der Kriminalkomödie "Arsen und Spitzenhäubchen" von Joseph Kesselring feierte am Samstag (10. April) im Theater am Schwanhof (TaSch II) Premiere. Vor Beginn der Vorstellung bot eine Mitarbeiterin des Theaters den Premierengästen ein Glas Holunderbeerwein an. Mit "zwölf Prozent" gab sie den Gehalt bewusstseinsbenebelnder Substanzen in diesem Trank an. Allerdings meinte sie damit wohl nicht Arsen oder ähnliche Nervengifte, sondern den allfälligen Alkohol. Nach diesem netten Gag begann die Aufführung mit einem kurzen Stück Musik. Louis Armstrong alias "Old Satchmo" sang von der Konserve "What a wonderful World". Dann stieß die Inszenierung das Publikum mitten hinein in die scheinbar heile Welt der Familie Brewster. Die Schwestern Abby und Martha Sind gerade damit beschäftigt, ihren Neffen Mortimer unter die Haube zu bringen. Der junge Theaterkritiker heiratet Elaine Harper. Sie ist die Tochter von Pastor Harper, der direkt nebenan wohnt. Regelmäßig stört Mortimers Bruder Teddy die Szenerie. Mit einer Fanfare kündigt der geistig verwirrte Mann seine nächste Aktion an, die er als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) vornehmen möchte. Teddy ist davon überzeugt, dass er US-Präsident Theodore Roosevelt Sei. Teddys Trompeterei nervt nicht nur die Nachbarn. Doch seine lieben alten Tanten sorgen sich rührend darum, dass ihr Neffe nicht in ein Irrenhaus gesteckt wird. Mortimer hingegen hat die Unterlagen dafür bereits mit dem Direktor des Sanatoriums "Seelenfrieden" vorbereitet. Ihm fehlen nur noch die Unterschrift eines Arztes und die seines Bruders Teddy. Mitten hinein in diese mörderisch friedliche "Idylle" platzt Mortimers verschollener Bruder Jonathan. Begleitet wird er von dem Gesichts-Chirurgen Dr. Einstein. Er hat Jonathan ein neues Gesicht verpasst. Denn Jonathan ist wegen zwölffachen Mordes auf der Flucht. Seit der Operation sieht Jonathan aus "wie Dr. Frankenstein". Wie ein blutrünstiges Monster benimmt er sich auch. Mit viel Witz, Slapstick und Tempo hat Gerlach diesen Klassiker der schwarzen Kriminal-Literatur auf die Bühne gebracht. Einige nette Gags reichern die – durch eine Verfilmung aus dem Jahr 1944 weltweit bekannte- Komödie unterhaltsam an. So werden die beiden "hilfsbereiten" alten Damen von Männern gespielt. Ihre Rollen haben Michael Köckritz als Abby Brewster und Thomas Streibig als ihre Schwester Martha Gekonnt umgesetzt, ohne dass es irgendwann auch nur im Geringsten tuntig oder platt gewirkt hätte. Als Officer O'Hara berlinert sich Franziska Knetsch schnoddrig schwatzhaft Durch die Handlung. Eigentlich ist sie ja nicht wirklich Polizistin, sondern Krimi-Autorin. Dem berühmten Theaterkritiker Mortimer Brewster will sie ihr Bühnenstück unbedingt vortragen. O'Haras Kollege Brophy wiederum sächselt. Im Brustton der Überzeugung beteuert der von Daniel Sempf als etwas trottelig dargestellte Polizist, dass die beiden alten Damen die nettesten Menschen weit und breit seien. Voller Komik ist auch eine Szene, in der O'Hara zu lasziver Musik beginnt, ihre Uniform auszuziehen. Allerdings bleibt ihr Striptease in einer Andeutung stecken. Vor der Pause kündigen die beiden alten Tanten einen Schmorbraten an, den sie nun zubereiten wollen. In der Pause konnten die Premierengäste dann auch einen köstlichen Schmorbraten im Brötchen kaufen. Auch sonst bewegte sich an diesem Abend Einiges mitten im vollbesetzten Theatersaal. Darsteller liefen quer durch die Reihen der Tische und Stühle des Publikums oder saßen – wie Markus Klauk in der Rolle des Psychiatrie-Chefs Mr. Witherspoon - mitten darunter. Nicht nur wegen seines ausgesprochen abscheulichen Aussehens überzeugte vor allem Stefan Gille als Jonathan Brewster. Seinen Bruder Teddy Brewster setzte Jürgen Helmut Keuchel ebenso gekonnt um. Auch Anne Margarete Greis überzeugte als etwas verunsicherte Elaine Harper. Nicht ganz so stark wirkten Torsten Stoll als Mortimer Brewster und Stefan Piskorz als Dr. Einstein. Aber auch ihre schauspielerischen Leistungen waren durchaus noch gut. Mit seiner Inszenierung ist Gerlach ein kurzweiliger Abend voller spritziger Unterhaltung gelungen. Doch mangelt es Kesselrings Komödie auch nicht an Hintersinn. Mortimer Brewster legt er despektierliche Äußerungen in den Mund über die Bühnenstücke, die er als Theaterkritiker mitunter rezensieren muss. Mit Teddys Trompeterei karikiert Kesselring das autoritätsheischende Gehabe von Politikern. Die beiden alten Tanten schließlich stehen für die Morbidität und die untergründige Gewalt des ganz gewöhnlichen Kleinbürgertums. Nach etwa zweieinviertel Stunden verließen also nicht nur gut unterhaltene, sondern auch auf hohem Niveau amüsierte Zuschauer das TaSch. Nicht nur der Holunderwein und der Schmorbraten waren an diesem Abend ein echter Genuss, sondern auch die kurzweilige Komödie voller schwarzen Humors.

Franz-Josef Hanke - 11.04.2010

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